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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Feldhase

European hare

Rote Liste NRW: V Vorwarnliste

Lepus europaeus

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Jan Ole Kriegs
Im Unterschied zum Wildkaninchen lebt der Feldhase ausschließlich oberirdisch; Ruhephasen verbringt er in selbst gescharrten, flachen Mulden, den sog. Sassen. Zudem lebt er nicht in Sippen bzw. Kolonien, sondern gewissermaßen als Einzelgänger mehr oder weniger stetig in der Landschaft verteilt. Am ehesten zu Beginn der Fortpflanzungszeit im Dezember/Januar kommt es lokal zu vorübergehenden Vergesellschaftungen von Rammlern und Häsinnen, die dann auch tagsüber zu beobachten sind. Ansonsten ist der Hase überwiegend nachtaktiv. Die Zahl der in einem Gebiet vorkommenden Hasen lässt sich durch nächtliches Ableuchten der Offenlandflächen, bei spärlichem Bewuchs von etwa Oktober bis März, von den Feldwegen mit Handscheinwerfern aus dem langsam fahrenden Auto ermitteln. Nach einer Tragzeit von rd. 6 Wochen setzt eine Häsin im Zeitraum Februar bis August (September) 3 mal jeweils etwa 3 Junghasen. Sie werden, anders als Wildkaninchen, relativ weit entwickelt, dicht behaart und sehend geboren.

Als ursprünglicher Steppenbewohner und Kulturfolger besiedelt der Feldhase in NRW vor allem die landwirtschaftlich genutzten Tieflandbereiche. Er ist auch in den bewaldeten und höheren Lagen verbreitet, dort aber in geringerer Dichte. Bevorzugt werden offene, niederschlagsarme Gebiete mit trocken-warmen Lößböden und einer vielfältigen, kleinparzellierten Flächennutzung aus Äckern, Wiesen, Weiden und Brachen.
Zunehmend viele Junghasen gehen durch Krankheiten, landwirtschaftliche Arbeiten - insbesondere Mähtod auf intensiv genutztem Grünland - und natürliche Fressfeinde verloren. Aktuell wurde in einigen sog. Referenzrevieren in NRW eine mittlere Nettozuwachsrate vom Frühjahr bis zum Herbst von nur noch ca. 11% verzeichnet. Auch von ausgewachsenen, tot aufgefundenen oder erlegten Feldhasen wird über ein breites Spektrum an Erkrankungen und Todesursachen berichtet. Fälle von Tularämie (Bakterium Francisella tularensis) haben aktuell stark zugenommen, besonders im Münsterland, in der Soester Börde und in Ostwestfalen-Lippe. Die Rolle von Krankheiten beim Rückgang der Hasenpopulationen, der seit einigen Jahren auch in NRW wieder beobachtet wird, ist noch unklar. Dies gilt auch für mögliche Auswirkungen von Gärresten und anderen Düngemitteln sowie von Pflanzenschutzmitteln wie z. B. das Herbizid Glyphosat oder neuartige Insektizide (Neonicotinoide). Nachteilig für die Feldhasen und zugleich viele andere Offenlandarten ist zweifellos die anhaltende Intensivierung der Landbewirtschaftung mit immer größeren, strukturarmen Flächeneinheiten, intensiv gedüngten, dicht und hoch wachsenden Ackerkulturen mit ungünstigem, dunkel-feuchtem Mikroklima, Wegfall von Bracheflächen, Zunahme des Anbaus von Mais u. a. als Energiepflanze für Biogasanlagen, Nachtmahd und 4 bis 5-maliger Schnitt von Grünland mit schnelleren und breiteren Mähfahrzeugen sowie der Lebensraumverlust zugunsten von Rohstoffgewinnung, Siedlungs- und Verkehrsflächen. Innerhalb der letzten 10 Jahre ist die Jagdstrecke in NRW um 2/3 auf 66.985 Feldhasen (incl. 15.036 sog. Fallwild) im Jagdjahr 2013/14, den bei weitem niedrigsten Nachkriegswert, zurückgegangen.

Literatur:

  • ARNOLD JM, GREISER G, KEULING O, MARTIN, STRAUSS E (2013): Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland. Jahresbericht 2012. Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Deutscher Jagdverband e. V. (Hrsg.), Berlin
  • LUTZ W (2014): Fallwildbericht. Auswertung der im Jagdjahr 2013/14 durchgeführten Fallwilduntersuchungen im Land Nordrhein-Westfalen. Bonn

Textautor

Jürgen Eylert

Empfohlene Zitierweise

Eylert J (2024): Feldhase (Lepus europaeus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 18.04.2024

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