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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Bechsteinfledermaus

Bechstein′s bat

Rote Liste NRW: 2 Stark gefährdet

Myotis bechsteinii

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Holger Meinig
Mit einem Gewicht zwischen 7 und 12 g und einer Unterarmlänge von 39 bis 47 mm gehört die Bechsteinfledermaus zu den mittelgroßen Fledermausarten in Deutschland. Charakteristisch für diese Fledermaus sind die großen Ohren, welche nach vorne gelegt die Schnauzenspitze deutlich überragen. Im Gegensatz zu den Langohrfledermäusen berühren sich die Ohren der Bechsteinfledermaus an der Basis nicht. Ihr Rückenfell ist rötlichbraun bis braun, wovon sich die hell beige oder graue Unterseite deutlich absetzt.
Die Bechsteinfledermaus ist eine für europäische Laubmischwälder typische Art, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa hat. Obwohl sie vorzugsweise in grundwassernahen Laubwäldern mit vielen Feuchtstellen lebt, kann sie auch in nadelholzreichen Wäldern vorkommen. Auch in Streuobstwiesen wurde sie nachgewiesen. Zur Nahrung der Bechsteinfledermaus gehören Spinnen, Schmetterlinge, Ohrwürmer, Käfer, Hundertfüßer oder Mücken. Ein beträchtlicher Teil der Beute besteht aus flugunfähigen Insekten, die von Blättern, Zweigen oder auch vom Boden abgelesen werden. Als Wochenstubenquartiere dienen der Bechsteinfledermaus Specht- und Fäulnishöhlen, auch Vogel- und Fledermauskästen werden angenommen. Die meist kleinen Wochenstubenverbände sind oft um 10 Weibchen groß, in seltenen Fällen wurden bis zu 80 Weibchen angetroffen. Die einzelnen Verbände sind auf ein reiches Quartierangebot angewiesen. Bechsteinfledermäuse überwintern vorzugsweise unter Tage. Als Winterquartier dienen der Art Höhlen, alte Bergwerkstollen, Keller sowie alte Brunnenschächte. Dabei stecken die Tiere oft in tiefen Ritzen und Spalten und entziehen sich dann der Erfassung bei einer Winterquartierkontrolle. Im Herbst werden manche Winterquartiere von Tieren aus einem großen Umkreis auch zum Schwärmen aufgesucht.

Bedeutende Schwärm- und Winterquartiere in NRW sind die Brunnen Meyer und Twickel im Kreis Coesfeld, die Ofenkaulen im Siebengebirge sowie die Schiefergrube Hörre im Kreis Siegen-Wittgenstein. Wochenstubenkolonien mit bis zu 51 Weibchen existieren innerhalb von NRW in der Westfälischen und der Kölner Bucht, in Ostwestfalen sowie in der Eifel.
In NRW gilt die nach BNatSchG streng geschützte Bechsteinfledermaus als stark gefährdet. Gefährdungsursachen sind in erster Linie Intensivierungen der Forstwirtschaft, die zu Strukturarmut und Abnahme von Feuchtstellen im Wald führt. Da Mitteleuropa zum Kernareal der Bechsteinfledermaus gehört, trägt Deutschland und somit auch NRW eine hohe Verantwortung zum Erhalt dieser stark gefährdeten Art. Bechsteinfledermäuse sind daher im besonderen Maße bei Landschaft in Anspruch nehmenden Planungen zu berücksichtigen.

Literatur:

  • DIETZ C, HELVERSEN OV, NILL D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas: Biologie - Kennzeichen - Gefährdung. Kosmos Stuttgart, 399 S.
  • FREDE M, TIETJEN S (2005): Erfassung der Fledermausfauna im FFH-Gebiet Grubengelände Hörre (DE 4916-303, Kreis Siegen-Wittgenstein) durch Netzfänge während der herbstlichen Schwärmphase. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Ökologie, Bodeordnung und Forsten NRW. Erndtebrück. 53 pp.
  • GRAF M, FREDE M (2013): Zur Quartier- und Raumnutzung von Bechsteinfledermäusen Myotis bechsteinii (KUHL 1817) in ehemaligen Eichen-Niederwäldern des Kreises Siegen-Wittgenstein (Nordrhein-Westfalen). In: DIETZ M (Hrsg.) (2013): Populationsökologie und Habitatansprüche der Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii. Beiträge zur Fachtagung in der Trinkkuranlage Bad Nauheim, 25. - 26.02.2011: 269-279.
  • KRAPP F, NIETHAMMER J, SCHOBER W, THIESMEIER, B. (Hrsg.) (2011): Die Fledermäuse Europas: Ein umfassendes Handbuch zur Biologie, Verbreitung und Bestimmung. Sonderausgabe aus dem Handbuch der Säugetiere Europas. AULA, Wiebelsheim, 1201 S.
  • MEINIG H, BOYE P, HUTTERER R (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. Stand Oktober 2008. - Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 115-153.
  • MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
  • VIERHAUS H (1997): Zur Entwicklung der Fledermausbestände Westfalens - eine übersicht. Abhandl. Westf. Mus. Naturk. 59: 11-24.

Textautor

Manuel Graf und Christina Backhaus

Empfohlene Zitierweise

Graf M, Backhaus C (2024): Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 28.03.2024

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